Die Rekonstruktion des MERZbaus
von Kurt Schwitters


Nun noch die "Feineinstellung": Nach monatelangem Schieben, Kippen, Heben, Rechnen wurde die Annäherung an die Aufnahmepunkte der Originalaufnahmen so genau, dass jeder einzelne Bildpunkt der Fotos zurückprojizierbar, messbar und, da überbestimmt, überprüfbar wurde.

Die Folgearbeit war mühsame, geduldige Verwirklichung: das Nachbauen mittels zeichnerischer und technischer Arbeit, aber auch der zunehmenden Intuition in die Arbeitsweise Kurt Schwitters, die sich erst in der langwierigen manuellen Ausführung, mit Hilfe fähiger Kunsthandwerker, mir entschlüsselte.

Angaben zur investierten Zeit: ab 1981, ein Jahr Denken und Forschen, ein Jahr das Umsetzen in die drei Dimensionen, mit der vierten, der Zeit, im Nacken. Eine Obsession auf Zeit.
Wichtig waren die regelmässigen Kontakte mit Ernst Schwitters. Er konnte aus seiner Erinnerung viele Angaben auch unklarer räumlicher Verhältnisse zum MERZbau machen; bei der Farbgebung war seine Hilfe unerlässlich.

Berührt haben mich seine Begeisterung und sein Glauben in das Gelingen des Unternehmens ("ein Traum geht in Erfüllung") und dass er, wie er öfters bezeugte, über diese Arbeit wieder direkten Kontakt zu einem wichtigen Gegenstand seiner Jugend, aber vor allem zu seinem Vater selbst wiedergewann.

Dieser übrigens, besagter Kurt Schwitters (ohne damit eine psychedelische Erklärung abgeben zu wollen), schien während der Arbeit oft zugegen zu sein und sich bemerkbar machen zu wollen, und dies in steigendem Masse: zuerst eher störend, etwa in Form von "GeSCHWITTERn", die niederfuhren und zu läppischen Fehlleistungen und Divergenzen führten; dann, von einem bestimmten Zeitpunkt an (nach dem zweiten Besuch Ernst Schwitters im entstehenden MERZbau: ein leiser Anflug von Ahnung einer ersten Spur von Hoffnung auf ein eventuelles Vermeiden des totalen Misslingens) zunehmend als Helfer, der aber das Spielen nicht lassen konnte, bis zum Schluss; Anekdoten in Fülle;
eine als Beispiel:

Auf einer Aufnahme war der Fuss eines umgestülpten Römerglases erkennbar; dass dieser grün war, wusste Ernst Schwitters noch genau. Wiederholte Male,
einmal auch zusammen mit E.S., suchten wir nach einem solchen grünen Glas, ergebnislos.

Nun, am Vorabend der Eröffnung der Ausstellung im Kunsthaus Zürich, das Glas war noch immer nicht gefunden: abends spät gingen wir alle zusammen ins benachbarte Restaurant "zum grünen Glas":
da war es ja, gleich dutzendfach, auf allen Tischen ! :

- (Kilroy) - Schwitters was here......

 

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